… Heimliche Nachtmusik
Die kleine Nachtigall trippelte auf seinem Horn von einem Beinchen auf das andere. Dabei krallte sie sich gut fest.
„Ich gebe dir Unterricht. Wir machen das heimlich.
Du hast inzwischen dein eigenes Zuhause, wie ich sehe.
Dein Vater kann uns nicht hören, wenn er nachts schläft.
Es ist gemütlich bei dir.“
Archi überwand seine Bedenken und stimmte zu. So trafen sich die Beiden stets bei Einbruch der Dunkelheit. Das heißt, Archi Ugo, der angehende Sänger, bekam jeden Abend Besuch. Esra Jane erschien, nahm auf dem Horn Platz und trällerte den ersten Kammerton A. ….
… Gedankenberg und Grübelhügel
„Du hast die Lösung, Archi, eine Staumauer und ein Stausee.“ bekräftigt sie nun wieder lauthals.
„Jupp!“, Archi wirkt nun noch etwas größer.
„Alle Sorgenvögel mussten bei mir ein Gelübde abgelegen.
Sie haben bei ihren ungelegten Eiern geschworen, sowohl den Gedankenberg, als auch den Grübelhügel streng geheim zu halten.
Du weißt, ich bin in Gallenstein geboren. Dort kennen wir uns aus mit Sorgen und Grübeln.
Aber eins musst du bedenken. Die liebevollen Gefühle überlagern oft so stark die Sorgen, dass die Bewohner die Sorgen vergessen könnten. Das ist gefährlich.
Deshalb müssen wir auch kreative Gedanken blockieren. Kreativität birgt Begeisterung. Dieses Gefühl ist zu stark und nicht dienlich. …
Wenn Sie ein Buch bestellen möchten, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail.
... Anna Rosa hörte den alten Van die Einfahrt hochklappern. Gott sei Dank. Jan Anselm war zurück. Sie zog sich ihre zerfranste Windjacke über, schnappte sich den Karren für die Einkäufe und lief voller Tatendrang nach draußen. „Wo bleibst du denn so lange? Ich wollte doch Brot backen. Wo ist denn der Sack Mehl?“ “Ach, so, das Mehl. Das habe ich vergessen. Ich war so lange im Buchladen.“ Jan Anselm hob die große Jutetasche mit seinen neuen Büchern aus dem Van. Sie sah fast aus wie ein gut geschnürter Sack Mehl. „Ich habe auch ein Buch für dich mitgebracht. Über Brotbacken“, antwortete Jan Anselm völlig unbekümmert. ...
... Sie polierte die dunkelviolette Glasvase und überprüfte ihren gleichmäßigen Glanz. Ja, sie würde sie in die Mitte auf den großen Eichenküchentisch stellen. Gesagt, getan. Andra trat einen Schritt zurück. Da waren noch klebrige Ränder von ihrem täglichen Energiedrink auf der Tischplatte. Im hereinströmendem Sonnenlicht nicht zu übersehen. Ich lege meinen Roman am besten oben auf die Vase. Hier ist überall alles nass. So, schön sauber und den Mikrofaserlappen über den Schwenkhahn. Andra trällerte ihr aktuelles Lieblingslied „Take me anywhere“, lehnte sich zufrieden an das Sideboard und betrachtete abschließend ihr Werk. Und plötzlich war diese Küche in diesem Haus in dieser Stadt menschenleer. ...
...Und es gab dreimal X: XA, XB und XC. Birthe blickte nach oben. Der ungefähr zehn Meter hohe und acht Meter breite Turm ähnelte einem Hochofen. Die Beamten nannten ihn Schrindu, den Großen Schredder der Individualitäten. Schrindu verfügte seit geraumer Zeit über eine Bandbreite an Klängen, fast wie eine eigene Sprache. Jetzt reagierte er direkt, wenn man ihn fütterte. Das war neu. Vor der großen Wand leuchtete an einem Schreibtisch Birthes Nummer. Dort saß eine Beamtin in beigem Kostüm. Birthe blickte vom Schredder zur Beamtin. Auch metallisch, der Blick. ...